LESERBRIEF. Nicht nur die Steyrer sebst, nein, auch Besucher unserer schönen Stadt ärgern sich über die mangelnde, bisweilen nicht vorhandene Sensibiltät der Steyrer Parksheriffs. Einer machte seinem Unmut Luft, und schrieb eine Email an die Zuständige für Verwaltungsangelegenheiten, Karin Leutgeb ...

Liebe Frau Leutgeb,

auf der Webseite des Hotels Mader am Stadtplatz liest man den Satz: „Sie werden begeistert sein vom Zauber der Stadt.“ Wir waren begeistert. Meine Frau ist Italienerin und sagte, sie hätte noch nie eine so schöne Altstadt gesehen. Das will etwas heißen, wenn man Städte wie Florenz, Pisa, Lucca oder Bologna kennt. Wir waren fest entschlossen, einmal mit mehr Zeit und mit Freunden wiederzukommen. Aber die Parkraumbewirtschaftung hat unseren Entschluß ein wenig ins Wanken gebracht.

Denn: Wir haben absichtlich nicht im Zentrum, sondern in der Bahnhofstraße im Ennsdorf geparkt, auch ordentlich einen Parkschein von 13:41 bis 15:41 gelöst, dann die Altstadt zu Fuß erkundet und die hervorragende Gastlichkeit des Restaurants Mader genossen. Leider haben wir die Dauer des Rückwegs zum Auto unterschätzt. Um 16:07 haben wir das Auto erreicht. Ergebnis: Für eine Überschreitung von 22 Minuten (Gegenwert ca 30 Cent) fanden wir einen Strafzettel über 25 Euro vor (in der Anlage Parkschein und Organstrafverfügung).

Nun sehe ich ja ein, daß die Mißachtung von Parkregelungen streng bestraft werden muß. Aber vielleicht wäre den Überwachungsorganen doch ein bißchen Augenmaß und eine Güterabwägung nahezulegen? Daß ich mit dem Gehen ein Problem habe, konnte das organstrafverfügungsausfertigungsbefugte Organ ja nicht wissen. Daß es sich um ein ausländisches, vollgepacktes Fahrzeug auf einer längeren Reise handelt, war jedoch zu erkennen. Nun gebe ich zu bedenken: Die Stadt hat mit der besagten Verfügung 25 Euro eingenommen. Wieviel würde die lokale Tourismuswirtschaft und der Einzelhandel umsetzen, wenn vier oder sechs Personen ein verlängertes Wochenende in Ihrer wunderschönen Stadt verbrächten, es sich da gut gehen ließen und – auch das ist nicht zu verachten – zum positiven Image der Stadt beitrügen? Und wieviel, diese Schätzung überlasse ich Ihnen, würde die Stadt dafür an Steuern einnehmen?

Unsere Begeisterung hat sich ganz kräftig abgekühlt, und das liegt an der Kälte, mit der die Strafe exekutiert wurde. In eine Stadt, die einen kalten, bürokratischen und unfreundlichen Eindruck macht, kommt man nicht gern, da wird auch eine noch so überzeugende Tourismuswerbung wenig ausrichten. Vielleicht wollen Sie sich darüber, wie man von fernher anreisende Gäste anzieht, einmal mit dem Tourismusverantwortlichen, Herrn Armbrüster, unterhalten? Dazu eine Anregung: In anderen Städten ähnlicher Struktur (und mit ähnlichen Parkplatzproblemen) wird bei geringfügigen Überschreitungen der Parkzeit den Fremden eine freundliche Verwarnung hinter den Scheibenwischer des Fahrzeugs geklemmt. Wenn der Fahrer die Ermahnung über eine gewisse Zeitspanne absichtlich ignoriert, läßt sich ja dann noch immer eine Geldstrafe verhängen. Vielleicht wäre so ein System für die Stadt von Vorteil? Eine Win-win-Situation?

Dietmar Polaczek
Kulturkorrespondent

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