LESERBRIEF. Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hackl! Die Bürgerinnen und Bürger des Vereins „Grüngürtel statt Westspange“ bringen Ihnen fürs Erste nachstehende schwere Bedenken und Einwände gegen das Projekt „Westspange Steyr“ vor und erwarten auch Antworten auf die zahlreichen Fragen, die sich eröffnen ...

1. „Wir müssen an das Morgen denken!“, sagen Sie in einem TV-Beitrag des Regionalsenders RTV zum Thema „Westspange“. Das Morgen soll also Ihrer Meinung nach noch mehr zubetoniert, abgas-, lärm-, feinstaubbelastet und klimagefährdend werden – voll neuer Straßen wie der Westspange. Warum wünschen Sie sich für Steyr eine Zukunft als kleinen Punkt auf einer Transitroute von Nord nach Süd? Warum wünschen Sie sich so eine Zukunft für unsere schöne Stadt und vor allem für unsere Kinder?

2. Sie sind als Bürgermeister die politische Spitze einer alten Eisenstadt, muss Steyr‘s Verkehrsplanung aber deshalb antiquiert und verstaubt sein? Wenn Sie/ Ihre Partei sich – laut eigenen Aussagen - diese Straße seit 30 Jahren wünschen, kann dieser Plan doch nur veraltet sein. Die Westspange folgt keiner zukunftsorientierten Verkehrspolitik! Wäre nicht eine zeitgerechte und möglichst umweltschonende Verkehrsstrukturierung vonnöten? Das fordert auch der OÖ Umweltanwalt in seinem aktuellen Gutachten als Verbindlichkeit und Bedingung von der Stadtpolitik. Steyr hat ein Verkehrsproblem im Inneren der Stadt und kein Umfahrungsproblem. Lösen Sie das Problem und machen Sie keine neuen Probleme, indem Sie an einem veralteten, völlig unsinnigen, geldverschwendenden Plan festhalten!

3. Jeder Bauer lernt von klein auf, nachhaltig zu denken und zu wirtschaften, um seinen Hof möglichst unbelastet an die nachfolgenden Generationen übergeben zu können. Jeder Politiker lernt, bis zum Ende seiner Amtsperiode zu wirtschaften …und dann? Der Bauer versucht, vorhersehbare Probleme für seine Nachfolger möglichst aus dem Weg zu räumen, und der Politiker …baut eine Westspange, die jede Menge zusätzlichen Verkehr - bis hin zu Mautflüchtlingen - nach Steyr bringt, ihn also hierher verlagert. Die EU fordert bis 2030 eine Verringerung des CO2-Ausstoßes beim Verkehr um 30 Prozent. Wie wollen Sie das im regionalen Raum erreichen, wenn Sie den Bau einer neuen, schnelleren und hochfrequentierten Straße forcieren und damit Verkehr hierher verlagern?

4. Sehr geehrter Herr Bürgermeister, warum werden Zahlen der „Verkehrsentlastung“ verbreitet, die laut Angaben der Planer nicht stimmen? Auf persönliche Nachfrage sagen Sie, sie WOLLEN die offiziellen Zahlen des Landes OÖ gar nicht kennen. Die Westspange bringe Entlastung, das sei einfach so. - Nennen Sie das verantwortungsvolle Politik? Sie möchten einen Transitabschnitt mit zusätzlichen LKW den SteyrerInnen als Entlastung „verkaufen“, obwohl sich auf den bestehenden Straßen wie der B115 und B122 kaum etwas an der Verkehrssituation verändern, sich diese sogar teilweise verschlechtern wird.

5. Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hackl, warum versprechen Sie einer 75-jährigen Steyrerin ein Befahren der Westspange an ihrem 80. Geburtstag? Wäre es nicht verantwortungsvoller und bedeutender, einem 5-Jährigen zu versprechen, dass er an seinem 10. Geburtstag noch Freiräume zum Spielen OHNE Feinstaub und andere Belastungen hat, dass er an seinem 15. Geburtstag ungefährdet mit dem Fahrrad zu Freunden oder Jugendtreffs fahren kann, oder dass er an seinem 30. Geburtstag noch die Möglichkeit sieht, in unserer schönen Stadt Steyr eigenen Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen, und zwar in „Steyr am Nationalpark“, und nicht in „Steyr an der Transitroute“?

6. Wenn Sie den Menschen erklären, neue Straßen zu bauen, sei gut für sie, erklären Sie ihnen, wem Sie das Geld dafür wegnehmen wollen! Den PensionistInnen, den Arbeitslosen, den ArbeiterInnen, … den MillionärInnen? Oder sind es wieder neue Schulden als Last für unsere Kinder? Wäre es nicht wichtiger, unseren PensionistInnen und Pflegebedürftigen eine gute, leistbare Betreuung im Alter zu sichern, als ihnen eine neue, fragwürdige Straße zu versprechen, von deren Bau genau gesehen, kein Steyrer und keine Steyrerin profitiert?

7. Sie bewarben den am 24. und 25. 4. 2015 in der Steyrer Innenstadt veranstalteten „Genussmarkt“ mit „regionalen Schmankerln“. Woher, glauben Sie, kommen diese hochwertigen und köstlichen Nahrungsmittel? Und wie lange wird es solche, wie Most, Käse, Obst und Gemüse, aus der unmittelbaren Region noch geben, wenn Sie befürworten, die letzten landwirtschaftlichen Nutzflächen in Steyr „zubetonieren“ zu lassen?

8. Glauben Sie, mit dem Bau der Westspange kann man Wählerstimmen gewinnen? Ist das Ihre Intention? Denken Sie nicht, Sie gewinnen solche vielleicht doch eher durch ein rechtzeitiges Umdenken in die richtige, zeitgerechte und nachhaltige Richtung? Menschen mögen Politiker, die nachdenken, um umdenken zu können, und die zu ihren Fehlern stehen, solange es noch nicht zu spät ist!

Wenn Sie glauben, mit dem Bau der Westspange Wählerstimmen zu bekommen: Ist Ihnen ein (persönlicher) Wahlsieg wichtiger als die Zukunft Ihrer Partei? Wer wird diese noch wählen, wenn dann endlich alle sehen, worum es sich bei der Westspange wirklich handelt?

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, wir erwarten, dass Sie unsere Denkanstöße in Ruhe reflektieren und innovative Lösungen in Erwägung ziehen. Lassen Sie uns SteyrerInnen nicht in den Emissionen des Transitverkehrs ersticken. Denken Sie an das Morgen, indem Sie bereits JETZT den Bau der Westspange stoppen!

MFG Verein „Grüngürtel statt Westspange“

 

 

Der Inhalt dieses Leserbriefes wurde von der Redaktion nicht auf Richtigkeit und/oder Vollständigkeit geprüft und stellt nicht notwendiger Weise die Meinung der Redaktion dar. Für Rückfragen stehen wir per Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! jederzeit zur Verfügung.