LESERBRIEF. Als Steyrer Sportverein möchten zum Leserbrief der Bürger:innen-Initiative "Rettet den inneren Wehrgraben" vom 2.12.2024 Stellung nehmen, weil wir der Meinung sind, dass hier wissentlich Falschinformationen verbreitet werden, die unserem Verein und dem Ansehen unserer Mitglieder schaden.
Der Verein Flusswelle Steyr prüft derzeit, ob die behördlichen Auflagen und die hydrologischen Notwendigkeiten am Standort überhaupt erfüllt werden können. Erst dann ist eine Planung möglich, die dann in weiterer Folge Basis für alle Genehmigungsverfahren - in denen Sie als Anrainer Parteienstellung haben - sein werden. Emotionsgeladene Diskussionen machen derzeit keinen Sinn, es gibt noch kein konkretes Projekt.
Wir, der Verein Flusswelle Steyr, besteht derzeit aus 50 Surfbegeisterten aus dem Raum Steyr. Es ist richtig, dass ein zentraler Vereinszweck ist, dafür in unserer Stadt eine stehende Surfwelle zu schaffen. Im Moment sind wir wie ein Fußballverein ohne Fußballplatz.
Unsere Bemühungen gibt es seit 2015
Damals war aus dem Ideen-Wettbewerb des FAZAT "Steyr 2030" das Projekt Flusswelle als Sieger hervorgegangen, prämiert und bejubelt. Mit der Standortsuche sind dann aber die "Mühen der Ebene" gekommen: Hydrologie, Laichgebiete, Geschiebe, Hochwasser, Eigentumsrechte, Genehmigungsverfahren, Haftung.
Und natürlich auch Finanzierung von Erschließung, Bau und Betrieb, weil wir als Verein definitiv keinen kommerziell betriebenen, sondern einen kostenlos zugänglichen Standort anstreben. Unsere Intention war daher immer eine simple Umsetzung, möglichst ohne Eingriff in Gewässerlauf und die umgebende Natur. Leuchtendes Vorbild für diese Herangehensweise ist die Almwelle in Salzburg. Der nun diskutierte Standort am Wehrgrabengerinne erfüllt alle diese Bedingungen.
Der jetzt dort bestehende Wasserfall würde zu einer Welle gefasst und um Zutrittsstege ergänzt. Eine über das jetzige Wasserrauschen hinausgehende Lärmbelästigung ist nicht zu erwarten, zumal Fluss und Fallhöhe nicht verändert werden. Die Passanten-Frequenz am Standort würde sich wahrscheinlich erhöhen, allerdings befinden wir uns auch in der städtischen Kernzone.
Hier gibt es bereits eine ganze Reihe öffentlicher Einrichtungen: Fachhochschule Steyr (I, II, III), Museum Arbeitswelt, Knapp-am-Eck, Glück-Auf, Röda, Steyrtal-Radweg. Niemand will in dieser verkehrsberuhigten Zone mehr PKW-Verkehr, für entsprechende Lenkungsmaßnahmen wird mit dem Magistrat zusammengearbeitet.
Wir leben in einem Rechtsstaat. Jedes Projekt muss behördliche Genehmigungsverfahren durchlaufen, in denen Anrainer Parteienstellung haben. Bescheide können im Instanzenweg beeinsprucht werden - so ist die geordnete Vorgehensweise. Der angesprochene Leserbrief bewegt sich weit außerhalb dieses Rechtsrahmens, es geht um Angstmache.
Daher sehen wir die Notwendigkeit, einige Punkte sachlich richtig zu stellen:
• Betriebszeiten: Nur bei Tageslicht nach einer vorgegebenen Betriebsordnung.
• Hochwassergefahr: Ist immer ernst zu nehmen - kommt aber nicht vom Kanal, sondern vom Hauptfluss. Diesbezügliche Gutachten liegen vor, die von jedem lokalen Hydrologen oder Amtssachverständigen einfach und nachvollziehbar erklärt werden können. Durchgeführte Computer-Simulationen ergeben eine Verbesserung beim 30- jährlichen Hochwasser für den Wehrgraben.
• Verklausungsgefahr: Grundsätzlich gering, da bei der St.Anna-Wehr Geschiebe und Treibgut in Richtung Kugelfangwehr abgeleitet werden, zudem schützt das Kraftwerk „Zeugstätte II“. Im Gegensatz zu den derzeitigen Betonblöcken verbessert die geordnete Wasserführung den Abfluss.
• Grundwasserspiegel: Wird nicht verändert.
• Denkmalschutz: An dieser Stelle war über Jahrhunderte Wasserkraft genutzt worden, wovon heute nur mehr der Wasserfall und die verfallenen Fludern zeugen. Die Reaktivierung der Wehranlage widerspricht nicht dem Denkmalschutz, sie erfüllt den ursprünglichen Zweck der Sohlstufe mit neuem Leben. Es gibt Auflagen, aber kein Verbot.
• Wehrgraben-Biber: Was sollte sich denn für den Biber ändern? Aufgrund des Konflikts zwischen Biber und Baumbestand und den daraufhin angebrachten Baumschutz im Wehrgraben wurde ihm dadurch ohnehin die Lebensgrundlage genommen. Auch wäre eine Welle kein Hindernis für ihn bzw Gefährdungsgrund. Wir weisen auf die vom Biber natürliche Vorliebe zum Bau von Querbauwerken in Fließgewässern hin. Stichwort „Verklausung und Grundwasserspiegel“.
• Gesundheitsgefährdender Lärm: Das jetzige Wasserfall-Rauschen bleibt. Der Vergleich mit Ebensee ist unverhältnismäßig!
• Infrastruktur: Für Sanitäranlagen und Lagermöglichkeiten ist gesorgt. Parkflächen stehen in den vorhandenen Parkgaragen zur Verfügung. Für eine Zusammenarbeit mit den Anwohnern und deren Interessen wären wir natürlich bereit.
• Fun-Meile: Keiner von uns denkt an eine Flutlichtanlage und Disco-Musik. Als Wassersportler haben wir Ökologie und Umweltbewusstsein in unserer DNA, was wir bereits vielfach (z.B. mit unseren Freizeiteinsätzen zur Reinhaltung der lokalen Flussläufe) unter Beweis gestellt haben. Hier ist wohl die Phantasie mit den Autoren des Leserbriefs durchgegangen. Weiters wäre wohl die vorhandene Ausleuchtung aufgrund von Laternen und Scheinwerfern von den angrenzenden Hauseinfahrten ausreichend ...
Ergänzend würden wir sorgfältigere und objektive Recherche, z.B. den Besuch der Almwelle an einem schönen Sommertag empfehlen. Man wird 10-15 Sportler sehen, es wird gesurft, zugeschaut und geplaudert. Vorbeikommende Radfahrer bleiben kurz stehen, schauen zu oder machen Fotos....nichts, was nicht in eine Stadt passen würde.
Wir entschuldigen uns bei den Anrainern für die unnötige Aufregung und bedauern, dass die Initiatoren bewusst mit Falschmeldungen und maßlosen Übertreibungen Stimmung gemacht haben. Auch gibt es im (Inneren) Wehrgraben viele Befürworter unseres Projekts die auf eine Realisierung der Flusswelle warten. Hier wird gewohnt, gearbeitet und Freizeit verbracht - ein Vorzeigemodell.
Dieses Konzept verdeutlicht, wie eine innovative Idee nicht nur das sportliche Angebot bereichert, sondern auch den kulturellen Charakter einer Stadt stärkt und ihre Identität für zukünftige Generationen weiterentwickelt.
In diesem Sinne: Fahr nicht fort, surf im Ort!
Ein Leserbrief des Vereins "Flusswelle Steyr".
Ansprechpartner für interessierte Sportler und für sachlich gehaltene Beiträge sind:
- Vereinsobmann: Andreas Huber
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. - Stellvertreter: Raphael Ofner
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. - Facebook: Flusswelle Steyr
Der Inhalt dieses Leserbriefes wurde von der Redaktion nicht auf Richtigkeit und/oder Vollständigkeit geprüft und stellt nicht notwendiger Weise die Meinung der Redaktion dar. Für Rückfragen stehen wir per Mail unter