Dietmar Kastler mit Angela Haselberger. Foto © Caritas.

Mit 50 Jahren stellte sein Hausarzt Dietmar Kastler aus Rohr im Kremstal vor die Wahl: Entweder er ändere sein Leben – oder er werde die Pension nicht erleben. Der Stress des Rund-um-die-Uhr-Betriebs im Gerüstebau hatte dem Linzer gesundheitlich zugesetzt. Ein Schnuppertag mit dem Schwiegersohn im Caritas-Seniorenwohnhaus Schloss Hall veränderte alles. Kastler blieb – und fand seine neue Berufung.

KIRCHDORF. „Würde ich heute entscheiden, würde ich den Wechsel zehn Jahre früher machen“, sagt Kastler rückblickend. Nach 27 Jahren in der Baubranche – davon neun als selbständiger Unternehmer mit zwölf Mitarbeitenden – war er ausgebrannt. In ganz Österreich galt es, Gerüste von Baustelle zu Baustelle zu transportieren. Fehlendes Personal sorgte für Engpässe. Oft musste er am Wochenende ausbessern, was unter der Woche nicht ordentlich erledigt wurde. Im Familienkreis wurde ihm ein anderes Berufsbild vorgelebt: Tochter und Schwiegersohn arbeiten beide im Sozialbereich.

Mit dem Schwiegersohn ging er ins Caritas-Seniorenwohnhaus Schloss Hall in Bad Hall schnuppern. „Das hat mir gefallen. Ich habe generell gerne Kontakt und Umgang mit älteren Menschen“, erinnert sich Kastler. „Nach der vielen Arbeit am Bau hat mich auch das Arbeiten nach Dienstplan gereizt. Da hat jeder Dienst einen Anfang und ein Ende.“ 2017 verkaufte er seine Firma, absolvierte die zweijährige Ausbildung zum Fachsozialbetreuer Altenarbeit – und ist bereits während der Ausbildung Teil des Caritas-Teams in Schloss Hall, wo er auch nach Abschluss der Ausbildung geblieben ist. „Ich habe keine Sekunde bereut“, sagt er mit Überzeugung.

Von der Härte zur Herzlichkeit
„Der größte Unterschied? Die Dankbarkeit“, betont der heute 56-Jährige. „In der Baubranche herrscht ein deutlich rauerer Ton, es wird nur Druck gemacht. Hier bedanken sich die Menschen bei mir einfach dafür, dass ich für sie da bin.“

Ein Beruf in der Betreuung und Pflege erfordert Einfühlungsvermögen, Sensibilität und Vertrauen. „Vertrauen entsteht durch Zeit und Beziehung“, sagt Dietmar Kastler. „Im Alltag lernen die Bewohner*innen und ich uns kennen, wir reden, lachen, erleben schöne Momente – und daraus wächst dieses Vertrauen.“

Unten: Dietmar Kastler mit Edith Kuttner. Foto © Caritas.

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