Das Caritas-Integrationszentrum Paraplü in Steyr lädt am Freitag, 21. Juni, von 14 bis 18 Uhr im Dominikanerhaus, am Grünmarkt 1, zum großen Geburtstagsfest mit Musik, Torte, alkoholfreien Cocktails und indischem Imbiss „Hanskar“ ein. Ab 16 Uhr beginnt das Sprachcafé, das unter dem Motto „So feiert man Geburtstag in…“ steht. Um Anmeldung bis 10. Juni unter 07252 417 02 oder
STEYR. Die Geburtstagsgäste erwartet im Dominikanerhaus ein Rückblick auf drei Jahrzehnte Integrationsarbeit von Paraplü in Steyr. Mit der Präsentation der besten Bilder und Projekte können die Gäste in Erinnerungen schwelgen und sich ein Bild von der vielfältigen Paraplü-Arbeit machen. In Steyr hat rund ein Viertel der Bevölkerung eine nicht-österreichische Staatsbürgerschaft. „Für viele ist Paraplü der erste Ort, wo sie wahrgenommen werden – nicht als Migrant*in, sondern als Mensch für sich. Wer zuwandert, gibt seine Identität nicht an der Grenze ab“, weiß Manuela Angerer, die das Integrationszentrum leitet.
Das Integrationszentrum hat sich aus der Initiative einiger engagierter Freiwilliger für geflüchtete Menschen aus Rumänien und dem ehemaligen Jugoslawien Anfang der 1990-er Jahre entwickelt. Seit 1994 unter der Trägerschaft der Caritas OÖ und mit zusätzlicher Unterstützung von Land OÖ, Stadt Steyr sowie Spendengeldern richtet sich das Angebot heute an Menschen mit und ohne Migrationsbiografie in Steyr gleichermaßen.
Eine Staatsbürgerschaft sagt wenig darüber aus, wo sich jemand zugehörig fühlt. „Wichtig ist, dass Menschen nicht von vornherein aufgrund ihrer Herkunft Ablehnung erfahren. Der Diskurs spielt leider zu oft marginalisierte Gruppen gegeneinander aus“, kritisiert Angerer. Zugewanderte sind mit vielen Erwartungen konfrontiert – von Seiten des Staates, von der Gesellschaft, ihnen selbst und auch von der eigenen Community. Auch die Gründe für Zuwanderung sind komplex und individuell – analog versucht das Integrationszentrum, seine Angebote variabel an verschiedene Bedarfe anzupassen. Dabei kooperiert Paraplü mit der Stadt Steyr sowie regionalen Netzwerken, Organisationen und Vereinen.
Insbesondere das Thema Sprache und Mehrsprachigkeit ist ein Herzensanliegen des Integrationszentrums. „Lebensweltliche Mehrsprachigkeit ist eine Kompetenz, die oft fälschlich abgewertet wird. Uns ist wichtig, Zugewanderte als Expert*innen für ihren eigenen Lebensbereich zu sehen. Menschen in ihren Fähigkeiten ernst zu nehmen und anzuerkennen, was sie bisher – auch auf ihrem Weg nach Österreich - geschafft haben“, betont Angerer. In den letzten Jahren entwickelte sich mit dem „Paraplü Lesezauber“ das Thema Mehrsprachigkeit und (Vor-)Lesen als großer Schwerpunkt. Im Zuge dessen entstand auch das Buch „Das Wörterwirbelchen“, das von einer Paraplü-Mitarbeiterin verfasst wurde und mittlerweile in insgesamt zehn Sprachen vorliegt. Heuer im September vertieft das Integrationszentrum das Thema mit der großen Veranstaltungsreihe „Steyrer Wörterwirbel – Mehrsprachige Tage für Kinder- und Jugendliteratur“, die in Kooperation mit der Stadtbücherei stattfindet.
Ein Netzwerk aus zahlreichen Freiwilligen unterstützt das hauptamtliche Team und trägt den Gedanken von Paraplü weiter. „Die hohe zivilgesellschaftliche Beteiligung Engagierter, die zum Großteil selbst Migrationsbiografie haben und sich Paraplü oft schon jahrelang verbunden fühlen, ist das eigentliche Fundament des Erfolgs“, betont Angerer.