GASTKOMMENTAR. Seit Jahresbeginn gilt am Tabor Süd (rund um Friedhof, Hey und Altenheim) eine neue Parkplatzregelung. Anrainer profitieren, Einpendler bekommen ob der Kurzparkzone Probleme, wenn sie auf das Auto angewiesen sind – weil sie keinen kostenfreien Parkplatz im Umkreis Ihres Arbeitsplatzes mehr finden oder weil sie einen geschmalzenen Preis für einen Abstellplatz zahlen müssen. In den sozialen Medien tobt eine wilde Diskussion. Schuld an der Misere sind offenbar alle, die keine Parkplätze aus dem Hut zaubern. Versuchen wir, der Sache auf den Grund zu gehen:

1. Parkplatzproblem oder Grünflächen zubetonieren
Es geht sich einfach nicht aus, dass jeder vor der eigenen Haustür (egal ob in Ternberg oder auf dem Tabor) UND an seinem Arbeitsplatz einen kostenfreien Parkplatz auf öffentlichem Grund beanspruchen kann. Eine Lösung wäre: das Zubetonieren von freien Flächen. Das Parkplatzproblem am Tabor wäre vermutlich gelöst, wenn die freie Fläche auf dem ehemaligen Kasernenareal zum Parkplatz umgewidmet würde und in der Innenstadt, wenn man den Schlosspark als Parkplatz widmet. Darüber denken wir (und diverse Grundstücksbesitzer) aber Gott sei Dank nicht nach und darum sind Parkplätze Mangelware in der Stadt.

2. Bewohner haben Vorrang
Die Stadt Steyr setzt Prioritäten: Die Bewohner des Tabors haben nun Vorrang beim Parkrecht vor Pendlern, die am Tabor ihren Arbeitsplatz haben. Das ist einleuchtend und es betrifft Pendler, unabhängig davon, ob sie von der Ennsleite oder aus Ernsthofen auf den Tabor kommen. Die Pendler sind naturgemäß sauer, die Bewohner des Tabors mit Fahrzeug indes profitieren von der neuen Regelung.

3. Arbeitgeber dürfen in die Pflicht genommen werden.
Zulässig ist auch die Frage, warum das Einkaufszentrum Hey trotz zumeist halbleerer Tiefgarage den eigenen Mitarbeitern, wenn die auf das Auto angewiesen sind, keinen Stellplatz zu annehmbaren Konditionen zur Verfügung stellt. In Unternehmen wie BMW und SKF ist die Parkfläche für die Mitarbeiter eingepreist in die Unternehmenskalkulation. Dass die riesigen Parkflächen auch erwirtschaftet werden müssen, wird gerne übersehen. Unternehmen wie das Krankenhaus bieten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immerhin subventionierte Stellplätze. Letztlich beruht die Antwort darauf, ob ich als Arbeitnehmer einen Parkplatz (kostenlos oder subventioniert) zur Verfügung gestellt bekomme, auf einer einfachen Frage: Was kostet dem Arbeitgeber ein Parkplatz für mich, was kostet es dem Unternehmer, wenn er mir keinen zur Verfügung stellt? Zum Beispiel: Weil ich dann auf den angebotenen Arbeitsplatz pfeife. Unternehmen dürfen sich gerne auf Alternativen berufen. Wer sich in der Linzer Innenstadt um einen Arbeitsplatz bewirbt, wird bei der Frage nach einem Gratisparkplatz bestenfalls die Scheibenwischer-Geste als Antwort erhalten, und das zu Recht.

4. Arbeitnehmer dürfen ebenfalls in die Pflicht genommen werden.
Wer ein schmuckes Häuschen in der Einschicht bewohnen will, weil er dort seine Ruhe haben will (zum Beispiel vor den Autos von Pendlern, die Parkplätze suchen) wird einen Preis zahlen müssen für die Arbeit in der Stadt: in Form einer Parkgebühr oder in Form von Zeit für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Falls es diese Angebote nicht gibt, hat der Pendler ein Problem und er sollte es an die zuständigen Stellen melden. Das sind nicht die Bewohner des Tabors.

5. Politiker dürfen in die Pflicht genommen werden.
Die Steyrer Politik hat ihre Schlüsse zur Knappheit der Parkplätze gezogen und die richtigen gezogen: zu Gunsten der Bewohner eines Stadtteils, völlig unabhängig davon, wo die arbeiten. Falls diese Leute auspendeln vom Tabor und auf das Auto angewiesen sind, werden auch die über kurz oder lang vor den hier genannten Problemen stehen. Die Lösung für die Steyrer wird sein: der Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Damit man auch vom Münichholz mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu BMD oder ins Krankenhaus oder auf den Tabor oder ins Stadtgut kommt in annehmbaren Zeiten. Alle anderen Alternativen sind teuer, für die Unternehmen und die Arbeitnehmer und sie sind unangenehm für die Anrainer. Mit wenigen Abstrichen und Ausnahmen gilt: Als Steyrer sollte man nicht auf ein Auto angewiesen sein, um in Steyr zu arbeiten.

Auch die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden sind gefragt. Offenkundig stellen die ihren Bewohnern zwar nette Schlafplätze, aber kaum Arbeitsplätze zur Verfügung. Die sind in der Stadt, und weil dort die Parkplätze knapp sind und Steyr Prioritäten setzt, sind Reaktionen gefragt. Niemand hindert die Ortskaiser daran, Shuttlebusse von den beschaulichen, ruhigen Dörfern auf den Tabor für ihre Auspendler zu organisieren. Damit würde sich die Diskussion um die umkämpften Parkflächen am Tabor erübrigen.

Fazit: Parkplätze sind ein knappes Gut. Auf Parkplätzen in Steyr haben die Steyrer Anrainer Vorrang. Unternehmen und Politiker sind nicht aus der Verantwortung zu entlassen. Wir alle sollten ein wenig darüber nachdenken, was uns individuelle Mobilität bringt und was sie uns kostet an Lebensqualität.

Ein Gastkommentar von Christian Kreil.

Tabor: HEY! Steyr bietet Mitarbeiter:innen attraktive Parkplatzlösungen

 

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