Oben: DORIS-Lageplan Westspange Steyr. Quelle: Land OÖ / DORIS.

STEYR. Am Bau der seit über 30 Jahren geplanten Steyrer Westspange (B122b Voralpenstraße), entzünden sich seit der Trassenverordnung im Jahr 2015 regelmäßig die Gemüter der Steyrerinnen und Steyrer. Vor Weihnachten kam erneut Bewegung in die Diskussion, da die Zahlen einer vom Land OÖ in Auftrag gegebenen Verkehrszählung bisher nicht veröffentlicht wurden. Grund genug für e-steyr nachzufragen, wie denn nun der aktuelle Stand bei der Westspange aussieht. Ein Status-Update ...

Der Status Quo
Die Trassenführung der geplanten Steyrer Westspange bzw. B122b Voralpenstraße, erstreckt sich vom Bauhaus an der Ennser Straße (B115) in Richtung Westen, kreuzt südlich des Stadtteiles Gleink/Stein die Steiner Straße, kurz vor deren Kreuzung mit der Feldstraße, die vielen Steyrer:innen seit langem als "Schleichwegerl" dient, um vom Tabor/Resthof zur Wolferner Straße (L564) zu gelangen, ohne den Tabor Knoten passieren zu müssen.

Ca. 150 Meter entfernt vom Tanzlokal "Hexenkessel" Richtung stadtauswärts, kreuzt die geplante Trasse dann die Wolferner Straße (L564) um am südwestlichen Ende der Stadt, kurz vor der Firma BMD (Gründberg), in die Sierninger Straße B122 zu münden. Soviel zur Trasse.

Zahlreiche Initiativen, allen voran "Grüngürtel statt Westspange", wollen das Projekt verhindern. Ihr Hauptargument ist der aus Ihrer Sicht nicht gegebene Nutzen der Straße für die Steyrer Bevölkerung, sowie die Vernichtung vom wertvollem Ackerland. Die von der Stadtpolitik propagierte Verkehrsentlastung, nennen sie eine "Entlastungslüge", die darüber hinwegtäuschen soll, dass die Westspange lediglich als notwendiges Teilstück einer neuen Nord-Süd-Transitroute dienen soll. Gestützt würde diese Theorie eventuell durch die Zahlen einer vom Land OÖ in Auftrag gegebenen Verkehrszählung. Die Zahlen liegen der Stadt vor, wurden jedoch bisher nicht veröffentlicht.

Unten: Der Verein "Grüngürtel statt Westspange" warnt vor der "Entlastungslüge". Foto © privat.

 

So viel zum Status Quo. e-steyr hat nun der Stadt Steyr drei Fragen zur Westspange gestellt, die uns wie folgt beantwortet wurden:

1.) Wie steht die Stadt zum Argument der Westspangen-Gegner, nachdem die Westspange keine Verbesserung für die Verkehrssituation in Steyr bringen wird, sondern vielmehr Teil einer neuen Transitroute wäre, die vor allem mehr Schwerverkehr für den Großraum Steyr bringt?

"Natürlich wird die Westspange eine Entlastung bringen, weil sie den durchziehenden LKW-Verkehr gemeinsam mit der Nordspange komplett aus der Stadt bringt. Gerade auf Seifentruhe, Wiesenberg, Ennser Straße - und nicht zu vergessen auf den Nebenstraßen dazwischen - wird die Lebensqualität steigen. Die Bewohner können wieder aufatmen. Es wird Platz für Radfahrer geschaffen. Der Verkehr wird aus der Stadt, aus dem Lebensgebiet vieler Menschen verbannt. Die Geschichte mit der angeblichen neuen Transitroute ist polemisch und einfach zu entkräften. Auch hier gibt es z.B. die Möglichkeit, eine großräumige Zone für Ziel- und Quellverkehr einzurichten."

2.) Warum werden die Zahlen der letzten Verkehrszählung nicht veröffentlicht?

"Das stimmt so nicht. Wir können die Zahlen nicht veröffentlichen, weil das Land die Zahlen hat bzw. erhoben hat. Eine Veröffentlichung obliegt Landesrat Steinkellner. Soweit uns die Zahlen bekannt sind, bringen sie eine deutliche Entlastung für die Steyrerinnen und Steyrer und sind somit ein gewichtiges Argument für die Westspange, weil die Lebensqualität in der Stadt steigen wird. Das ist unser Ziel."

e-steyr hat daraufhin beim Land OÖ angefragt und um Übermittlung der Zahlen aus der Verkehrszählung gebeten. Das Land hat wie folgt geantwortet:

"Wir befinden uns aktuell in den finalen Gesprächen mit der Stadt Steyr und werden, wenn Entscheidungen zur Westspange von allen Akteuren getroffen wurden, diese auch öffentlich kundtun. Als Argument werden wir dabei auch die erhobenen Verkehrsströme inklusive der Verlagerungseffekte erläutern. Wir würden dahingehend noch um etwas Geduld bitten."

Die erneute Nachfrage von e-steyr, ob im Zuge dieser „Erläuterung“ auch die originalen Zahlen der Verkehrszählung veröffentlicht werden, oder lediglich die Interpretation der Zahlen durch das Land OÖ, blieb bis zur Veröffentlichung dieses Beitrages unbeantwortet.

3.) Wann rechnet die Stadt Steyr aus heutiger Sicht mit dem Baubeginn?

"Dazu können wir aktuell nichts Belastbares sagen, das hängt von vielen Faktoren (z.B. Einsprüchen etc.) ab."

 

In einem Rundschau-Beitrag vom Dezember 2023 meinte NEOS Gemeinderat Pit Freisais dazu: „Ein Projekt, das seit 30 Jahren in den Schubladen des Landes und der Stadt Steyr liegt, muss heute ganz anders beleuchtet werden. Wir müssen die Westspange gemeinsam mit der Bevölkerung komplett neu diskutieren.“

Im Gespräch mit e-steyr meint Freisais: „Generell ist es ein eigenartiges Demokratieverständnis, wenn man nur den Befürwortern Informationen zukommen lässt. Wenn's ein sinnvolles Projekt ist, sollte das nicht notwendig sein.“

Die Weigerung des Landes OÖ, die Zahlen einer Verkehrszählung zu veröffentlichen, wirft kein gutes Licht auf das Demokratieverständnis der handelnden Personen, allen voran Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ). Erst recht nicht, wenn konkrete Anfragen zu dem Thema mit allzu offensichtlichen Nebelkerzen beantwortet werden. Eine ernstzunehmende Forderung der Stadt Steyr nach Veröffentlichung dieser Zahlen, lässt auf sich warten.

 

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