Oben: Monika Kaiblinger war auch bei der ersten Geburt im neuen Kreißzimmer am 2.Februar 2024 dabei. Von links: Hebamme Monika, Familie Hebesberger mit der kleinen Linda und Primar Dr. Josef Hager. Foto © OÖG.

Mit Monika Kaiblinger geht am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf eine Hebammen-Legende in Pension. Kaiblinger war seit Dezember 1985 im Krankenhaus Kirchdorf als Hebamme tätig. In dieser Zeit haben sich die Rahmenbedingungen, wie Frauen ihre Babys bekommen und wie Hebammen arbeiten, grundlegend verändert.

KIRCHDORF. Die erste Geburt, bei der Monika Kaiblinger in ihrer Ausbildung Anfang der 80er Jahre als Hebammen-Schülerin dabei war, war nicht wirklich schön: „Die Zustände waren ganz anders damals. Es war eng, stickig, die Frauen waren in Kojen untergebracht, die nur mit einem Paravent getrennt waren. Alle Frauen sind auf dem Rücken im Bett gelegen, ihre Beine waren aufgespannt und eine Menschentraube von 24 Schülerinnen und Hebammen hat zugeschaut, wie die Frauen entbunden haben. Die Frauen waren das gewohnt, aber schon damals habe ich gewusst, ich will die Geburt so angenehm wie möglich für Frauen machen“, so Kaiblinger.

Sieben Geburten in einer Nacht und Babys in Wäschekörben
Ab Dezember 1985 war Monika Kaiblinger im Krankenhaus Kirchdorf tätig, zunächst auf der Wochenbettstation. In derselben Nacht, in der die junge Hebamme das erste Mal allein verantwortlich war, fand auch die Abschiedsfeier des alten Primars statt: „Es war klar: Die neue Hebamme muss arbeiten. In dieser Nacht sind sechs oder sieben Babys geboren worden. Wir haben die Babys damals in Glaskästen, in Fächer gelegt. Die letzten beiden Neugeborenen habe ich in Wäschekörbe legen müssen, weil sonst kein Platz mehr war. Aber am nächsten Tag in der Früh waren alle Babys gewickelt und sauber“, schmunzelt Kaiblinger.

Kreißzimmer im Wandel der Zeit: Vom Babyfenster bis zur Gebärwanne
Die erfahrene Hebamme hat zwei Umbauten der Geburtenstation am Krankenhaus Kirchdorf erlebt, erinnert sich Monika Kaiblinger: „Als ich begonnen habe, hatten wir in Kirchdorf ein Kreißzimmer mit Paravents, mit grün gefliesten Wänden und mit Nirostaanlagen. Die Neugeborenen waren im Kinderzimmer und wurden am Ende der Besuchszeit durch ein Fenster hergezeigt. Kinder unter 12 Jahren durften die Wöchnerinnen nicht besuchen, nicht einmal die eigene Mutter“, beschreibt Kaiblinger.

In den 90er Jahren war auf der Geburtenstation des Krankenhauses Kirchdorf viel los. Mehr als 900 Babys sind jährlich geboren worden. Die Hebammen waren damals stets allein im Dienst. Vier Geburten pro Schicht waren normal, erzählt Monika Kaiblinger.

Im Herbst 1995 ist der Kreißzimmerbereich des Krankenhauses Kirchdorf das erste Mal umgebaut worden. „Der Bereich wurde abgeteilt in drei Kreißzimmer und einen Reanimationsraum. Die Zimmer wurden mit WC und Dusche ausgestattet. „Rooming in“ wurde eingeführt. Das heißt: Mutter und Baby werden nach der Geburt nicht mehr getrennt. Und das Babyschaufenster ist abgeschafft worden“, beschreibt Monika Kaiblinger. Zu dieser Zeit standen erstmals alternative Gebärangebote, wie Entspannungswanne und Gebärhocker zur Verfügung. Die erste Wassergeburt im Krankenhaus Kirchdorf war im Oktober 2000.

Für Monika Kaiblinger war das eine sehr schöne und aufregende Zeit: „Bei der ersten Wassergeburt hat mir das Herz bis zum Hals geklopft und ich habe gehofft, dass alles gut geht. Aber es war eine total schöne, ruhige Geburt und mir war klar, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Für uns Hebammen waren Wassergeburten damals sehr anstrengend und heiß. Wir hatten Gummischürzen und lange Handschuhe an. Aber es hat sich gelohnt. Endlich hatten die Frauen eine Alternative zum Bett“, sagt Hebamme Kaiblinger.

Das Jahr der Zwillinge
2009 bleibt Monika Kaiblinger als das Jahr der Zwillinge in Erinnerung. „Wir hatten damals fünf Zwillingsgeburten in zwei Monaten am Krankenhaus Kirchdorf. Zu diesem Zeitpunkt war ich genau 25 Jahre Hebamme und habe von meinen Kolleginnen das Diplom „Zwillingshebamme“ ausgestellt bekommen“, lacht Kaiblinger.

2024 ist der Kreißzimmerbereich am Krankenhaus Kirchdorf erneut umgebaut worden. Zwei Kreißzimmer sind nun fix mit einer Gebärwanne ausgestattet. Es gibt eine Terrasse und ein eigenes Zimmer, in dem die jungen Eltern in der Zeit vor und nach der Geburt als Familie zusammen sein können.

Inzwischen ist das Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf eines der Zentren für Wassergeburten in Österreich. Hebamme Monika Kaiblinger erinnert sich besonders gern an eine Geburt zurück: „Es war das vierte Kind der Frau. Sie ist ganz entspannt am Badewannenrand gelehnt. Ihr Mann ist vor ihr gesessen. Sie sagt zu ihm: “Ich liebe dich!“ und in diesem Moment rutscht das Köpfchen heraus. So entspannt und mit den Worten „Ich liebe dich!“ ein Kind zu bekommen, das ist das Schönste, das es gibt. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke!“, sagt Kaiblinger.

Mütter und Babys sind bestens abgesichert
Generell haben sich die Rahmenbedingungen für Mütter wesentlich verbessert: „Das Leben der Mütter und Babys ist heute viel besser abgesichert. Es gibt viele alternative Angebote: Gebärwanne, Pezziball, Musik im Kreißzimmer, gedimmtes Licht und vor allem: Die Paare dürfen selbst bestimmen, wie die Frau gebären möchte. Ebenfalls ein wichtiger Punkt in meiner Arbeit war mir die Begleitung der HebammenstudentInnen und die theoretische Ausbildung mit der Erfahrung der Praxis zu ergänzen“, so Kaiblinger.

Etwa 3.000 Babys hat Monika Kaiblinger in ihrer Karriere als Hebamme auf die Welt geholfen und sie würde es genauso wieder machen: „Absolut! Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich habe von Anfang an gern als Hebamme gearbeitet und das hat sich auch nach 40 Jahren nicht geändert!“

 

Mehr zum Thema